Eigentlich wollten wir ja 2017 schon unsere "Eintopf-Tour" durch Portugal starten. Aber wie das Leben so spielt, hatte eine Treppe an Anitas Arbeitsplatz andere Pläne...
Nach OP und Reha ist Anita nun aber wieder hergestellt, und so stand unserer Tour nichts mehr im Wege. Wir hatten ja mit sehr vielem gerechnet - nur nicht mit durch und durch "norwegischem Wetter" :0
Von den drei Wochen hatten wir insgesamt 5 schöne Tage! In der restlichen Zeit gab's dichte Bewölkung, Nieselregen und durchschnittlich 13°. Aber trotzdem war es ein sehr schöner Urlaub mit vielen unvergesslichen Momenten.
Die Reisevorbereitungen:
In zwei Tagen geht es los. Die Reisevorbereitungen laufen auf Hochtouren. Als erstes müssen Werkzeug und Ersatzteile ausgewählt und verstaut werden. Ein Teil davon wird in die Koffer geklebt, der Rest im Abflussrohr versenkt. Das Abflussrohr als Staumöglichkeit für Werkzeug ist jahrelang erprobt.
Tag 1: Zwischenziel Niort
Unserer erster Reisetag begann etwas zögerlich mit einigen Hindernissen. Eine Stunde später als geplant fuhren wir schließlich auf die A4 in Richtung Aachen. Mit Anhänger darf man in Deutschland maximal Tempo 100 fahren. Anders in Frankreich, das Tempolimit von 130 km/h konnten wir bis kurz vor Paris voll ausreizen. Um Paris der übliche Stau, wir quälten uns bei 30° weiter gen Süden. Da die Reifen vom Anhänger bei dem Wetter und Tempo richtig heiß wurden, mussten wir zwischen drin mal Pause machen.
Kurze Zeit später gab's Starkregen und einen Temperaturabfall auf 15°. Als wir in Niort ankamen war's wieder trocken. Kurz das Schwimmbad im Hotel genutzt, danach waren wir beide wieder fit und sind lecker essen gegangen.
Tag 2 + 3 : Fahrt nach Braganca
Auto und Hänger sind geparkt, Hotel bezogen und die Koffer ausgepackt. Nach einem kurzen, nächtlichen Ausflug, nehmen wir uns am nächsten Tag etwas Zeit um Braganca ausgiebig zu erkunden.
Tag 4: Schraubst du noch oder fährst du schon?
Nach einer geruhsamen Nacht wollten wir endlich Moped fahren. Aber das Kälbchen sprang nicht an ?????? also erst mal Werkzeug ausgepackt und nachgeschaut...
Übel - Benzinhahn aufgedreht und schon kam der Sprit ausgelaufen, ziemlich große Pfütze sogar. Mal sehen wie die Kerzen aussehen...
Was war passiert? Das "Kälbchen" hat ja den Acerbis Tank, und bei dem funktioniert die Be- & Entlüftung über ein Ventil im Tankdeckel. Aber das ist wohl defekt... Auf der Fahrt nach Portugal haben wir mehrere Klimazonen durchquert, die Temperatur wechselte innerhalb von zwei Tagen mehrfach zwischen 15° und 34°. Dadurch ist wohl ein Überdruck entstanden und beim Öffnen des Benzinhahns wurde der Sprit mit Überdruck in den Vergaser gedrückt. Da konnte auch das Schwimmernadelventil nichts mehr ausrichten und der Sprit lief aus dem Vergaserüberlauf. Bei den ersten Startversuchen muss auch einiges an Benzin in den Zylinder gelaufen sein, denn die Zündkerzen waren nass.
Nachdem wir alles einige Stunden trocknen ließen, ist sie dann aber wieder wie gewohnt angesprungen ;) und so sind wir doch noch in den Montesinho Naturpark gefahren, mit tollen Ausblicken und vielen Kurven.
Tag 5: am Douro entlang immer Richtung Süden
Kurz vor Aufbruch aus Braganca wurde es draußen auf der Straße recht laut. Ein Blick aus dem Fenster zeigte die Quelle des ungewöhnlichen und lauten Geräusches. Es waren Panzer!!! Mehr als ein Dutzend dieser Fahrzeuge fuhr die Straße hinunter, wendete am Kreisel und fuhr die Straße wieder hinauf.
Kurze Zeit später starteten wir Richtung Süden. Erstes Zwischenziel: Die Talsperre Miranda do Douro. Anschließend ging es weiter nach Urros, zum "Praça de Touros de Urrós", denn auch in Portugal werden Stierkämpfe gezeigt. Wir waren froh diese Arena ohne Stiere zu sehen...
An der "Capela de Nossa Senhora dos Montes Ermos" haben wir noch kurz Pause gemacht, aber die Wolkendecke würde immer dichter und dunkler - Zeit sich ein Hotel zu suchen.
Das "CASA DE ALPAJARES - Guest House & Spa" liegt oben am Berg, hat eine fantastische Aussicht, einen tollen Garten, sehr schöne Zimmer und ein Bad mit Aussicht - Herrlich!
Tag 6: das Hinterland Portugals
Der Tag beginnt mit einem Frühstück mit Aussicht und allem was das Herz begehrt ;) In Freixo de Espada à Cinta gab es festlich geschmückte Straßen. Es war Fronleichnam und hier Kommunion.
Kurze Pause...Und schauen wo wir gefahren sind. Da unten windet sich das Sträßchen entlang. Aber dunkle Wolken ziehen auf, wir müssen weiter. Schließlich landen wir in Guarda, wo wir ein nettes Hotel gefunden haben. Die Mopeds durften wir direkt vor der Tür abstellen.
Das Hotel ist in den Berg gebaut - rechts sind die Zimmer und links das Gestein des Berges, hübsch dekoriert... ;)
Tag 7: Guarda
Der "Torre dos Fereiros" ist direkt hinter unserem Hotel. Sehr imposanter Turm.
Hier waren wir essen da es das erste mal eine Karte auf Deutsch gab. Das Essen war vorzüglich, Service super, nur den untersten Teil der Karte haben wir nicht ganz verstanden. Hälfte Dosen ???? ??
Tag 8: Fährst du schon oder schiebst du noch ???
Heute wollten wir zum "Parce Naturale de Estrella". Aber........Ohne Worte ???
Anitas Kälbchen ist in mitten in der Pampa in Totenstarre verfallen. Machte keinen Mucks mehr. Batterie gestorben. Zum Glück ging sie mit Anschieben und Berg runter rollen lassen an. Glück gehabt. Nur nicht vom Gas gehen und auf schnellstem Weg zum Hotel zurück!!! Geklappt!!!
Der Motorradteilehändler in Guarda war schnell ausfindig gemacht. Samstag nachmittags ist leider schon geschlossen ?? Hoffen wir dass sie am Montag die passende Batterie vorrätig haben. Am Abend hieß es erst einmal Wunden lecken....äähhh... Eis schlecken....;))
Tag 9: Ein "fauler" Tag in Guarda
Durch den Ausfall der BMW und die Tatsache, dass wir bis Montag warten müssen um eine neue Batterie zu bekommen, machen wir uns einen faulen Tag in Guarda. Ausschlafen, lange Frühstücken und die angenehme Atmosphäre unseres Hotels genießen. Das "Hotel Santos" in Guarda kann durchaus als Tipp gesehen werden. Die Kombination aus alten und neuen Elementen macht den Charme des Hauses aus. Gekrönt wird das noch durch die beiden Betreiber. Sie sind zwar nicht mehr die Jüngsten, kümmern sich aber sehr liebevoll um jeden einzelnen Gast - gerade beim Frühstück ;)
Tag 10 vormittags: Happy Wife, happy Life
Micha ist startklar! Auftrag: mit einer vollen Batterie zurückkommen !
Auftrag erfüllt! ? Batterie einbauen, festmachen, anschließen und hoffen! - Läuft!!
Happy Wife, happy Life ! ;))
Tag 10 nachmittags: Sind wir wirklich in Portugal?
Nachdem das Kälbchen mit der neuen Batterie wiederbelebt wurde, wollten wir unbedingt unsere Tour fortsetzen. Weder der aufziehende Regen ?? noch die 13°!!! konnten uns davon abhalten. Ziel war zunächst die Necrópole de São Gens und danach der Serra da Estrela Natural Park.
Necrópole de São Gens: Hier wollten wir schon vor 2 Tagen hin, aber 500 Meter davor hat das Kälbchen schlapp gemacht. Heute also der nächste Versuch. Die Wolken versprachen nichts gutes, und tatsächlich hat es kurz vorher kräftig geregnet. Aber fürs Foto klarte es ganz kurz auf.
Eigentlich sind wir ja in Portugal weil wir mal im "Warmen" Motorrad fahren wollten...?? Tja, stattdessen fuhren wir im Estrela Nationalpark irgendwann in die tiefhängenden Wolken und fanden uns bei 20 Meter Sicht und einstelligen Temperaturen wieder...brrrr Noch Tags zuvor hatte uns ein Freund aus Schweden Bilder geschickt wie er mit T-Shirt und kurzer Hose bei 26° den Sommer genießt :0
Tag 11: kalt, warm, wärmer?
Der Tag fängt kalt an. 9° mit Aussicht bis zu 13°, natürlich auch Regen. Hallo??? Es ist Juni und wir sind in Portugal. Was läuft hier falsch???
Egal, aufgesattelt, Regenpause abgepasst und losgefahren. Ziel: Monsanto, ein malerisch schönes Bergdorf! Die Häuser sind in und um die Felsen gebaut. Die Strecke hierher super gut, kleine Sträßchen, viele Kurven, wenig Verkehr und das Wetter hält.
Wir erkunden das Dorf zu Fuß. Es ist etwas wärmer geworden, also lassen wir Regen- und Motorradjacken samt Handschuhen auf den Motorrädern liegen (würden wir in Deutschland nie machen, aber hier ist es eben anders). Noch ist trocken, aber die schwarzen Wolken ziehen schnell heran. Während des Aufstiegs zur Burg schieben sich Schwarze Wolken über uns. Die Burg.....erklimmen wir doch nicht, der steile Aufstieg ist zu viel für Anitas immer noch lädiertes Knie. Es geht sehr steil bergauf, ...und es fängt an zu regnen. Das nasse Kopfsteinpflaster ist seeehr rutschig, vor allem Bergab. Klamotten und Helme sind an den Mopeds. Jetzt heißt es so schnell eben geht runter und Klamotten retten...bzw. überziehen, denn ein nasser Pulli unter einer Motorradjacke ist echt nicht lustig...
Schnell noch ein Foto gemacht, Klamotten eingesammelt und erst mal untergestellt.
Irgendwann tröpfelt es nur noch und auch wenn's schwer fällt, schälen wir uns in die klammen Klamotten, besteigen die nassen Mopeds und fahren weiter. In Belver werden wir heute in einem alten Landhaus Quartier beziehen. Die Mopeds dürfen direkt vor dem Haus parken.
Es gibt einen Pool mit Aussicht. Auf's Schwimmen verzichten wir heute...auch wenn es fast warm ist... Dafür gibt es hier reife Pomelos im Garten und natürlich gibt es auch hier eine Burg .
Aber es gibt hier nix zu essen !!! Ein einziges Restaurant, aber das ist um 20 Uhr noch geschlossen. Als wir ratlos rumstehen kommt eine einheimische Dame vorbei und erklärt uns, dass wir in einer Stunde nochmal kommen sollen. Und tatsächlich...um neun Uhr hat dieses Restaurant geöffnet, aber wir bleiben die einzigen Gäste. Immerhin ist das Bier gut, und das Essen auch. Zufrieden und satt gehen wir in unserem Landhaus schlafen.
Tag 12: Ausziehen, ausziehen!!!
Der Tag begann mit einem guten Frühstück, alles sehr stilecht angerichtet.
Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen. Bis wir wieder alles gepackt haben, klarte der Himmel sogar etwas auf.
Schnell noch den Hahn und die Mandarinen Bäume bewundert, und weiter geht's.
Bei den bisherigen Temperaturen haben wir alles langärmelige übereinander angezogen was wir dabei hatten. So auch an diesem Morgen.
Gegen Mittag wird es dann so "warm", dass wir tatsächlich die Eine oder Andere "Lage " ausziehen können....
Die "SKYLINE VILLA" vor den Toren von Lissabon lädt zum Entspannen ein!
Unsere Mopeds parken wir direkt vor dem Pool und genießen - kurzärmelig !!! - die Sonne. Kurze Zeit später kommen dänische Motorradfahrer - man versteht sich direkt, und sie laden uns spontan zu einem Rotwein ein. Mit sehr netten Gesprächen geht ein guter Tag zu Ende ;)
Tag 13: Lissabon
Auf die Erfahrung Lissabon mit dem Motorrad zu "erfahren" haben wir bewusst verzichtet. Schon die Anfahrt zum Hotel gestern war sehr stressig, nach den letzten Tagen mit dem eher beschaulichen Verkehr haben wir uns für Bus, Bahn, Metro und Tram entschieden.
Nachdem uns nette und hilfsbereite Mitmenschen durch den Fahrkarten Dschungel geleitet haben, war es einfach die Stadt zu erkunden. Als (wieder mal) der Regen kam haben wir uns in die legendäre Tram 28 gesetzt und haben eine Rundfahrt gemacht.
Als wir Abends wieder im Hotel waren, waren wir zu müde um lange Texte zu schreiben. Daher auf die Schnelle einige Eindrücke.
Ach übrigens: Draußen nur Kännchen! ;)
Tag 14: zwischen Cabo Espichel und Praia Grande
Heute haben wir viele Stopps eingelegt und viele schöne Orte besucht. Los ging es am Cabo Espichel. Zu dem Leuchtturm hinten wollen wir noch unbedingt hin. Aber eine/r von uns wollte nicht laufen, schon gar nicht in Motorrad Klamotten.... Also auf die Mopeds und ab über die Schotter-/ Sandpiste zum Leuchtturm. In den letzten Tagen konnten wir des öfteren beides zur Genüge üben ;)
Nächster Stopp war die Statue des Cristo Rei. Beeindruckend ist sie schon vom weiten zu sehen. Gerade zu diesem Zeitpunkt klarte der Himmel auf und die Sonne kam raus ;)
LKW voller Korkeichenrinde sind uns oft begegnet, auch die abgeschälten Bäume haben wir immer wieder gesehen, aber einen guten Punkt zum Anhalten und Fotos machen war schwer zu finden. Aber am Ende ist es uns doch gelungen ;)
Nach einem kurzen Abstecher zur Rennstrecke in Estoril, haben wir in Sintra sehr gut gegessen und beschlossen uns eine Unterkunft am Meer zu suchen. Und die haben wir dann mit dem Hotel Oceano in Praia das Maças gefunden. Der Blick von unserem Balkon war einfach toll!
Tag 15: Sonne geniessen
Die Moppeds haben einen schönen Parkplatz vor dem Hotel. Noch versteckte sich die Katze vor den Regentropfen, doch dann kam die Sonne raus und wir erkundeten die Umgebung.
Da die Dominator am Vortag vermehrt Zündaussetzer hatte, musste Michael kurzfristig Hand anlegen. Der Schuldige war schnell gefunden: Der Seitenständer-Schalter! Über ihn bekommt das Motorsteuergerät seine Masseverbindung. Also schnell eine Steckverbindung "gebastelt" und somit den Schalter überbrückt - läuft wieder! Danach noch schnell die Ketten "gesprüht" und die Seitenständerplatte an der BMW wieder festgezogen, und schon waren beide Moppeds wieder startklar ;)
Tag 16 & 17: Über Peniche nach Foz do Arelho
In Peniche war das Wetter wenig einladend, also weiter nach Foz do Alreho. Das Hotel ist toll, aber bei der Ankunft regnet es - mal wieder :(
Aber der nächste Tag beginnt verheißungsvoll, also raus und die Sonne genießen!
Das Hotel liegt auf einem Hügel und bietet einen tollen Ausblick, aber auch eine enge und teilweise sehr steile Auffahrt :0
Morgen geht's dann weiter nach Porto!
Tag 18 & 19: Porto
Der Morgen war regnerisch, diesig und kalt. Für Porto versprach der Wetterbericht aber etwas Sonne, also ab auf die nassen Mopeds und losgefahren. In Porto haben wir uns unterwegs kurzfristig ein Appartement mitten in der Stadt gebucht. Ein Fehler wie sich herausstellte. Die Anfahrt war schwierig da auf der einzigen Zufahrtsstraße ein Straßenfest war. Da es eine schmale Einbahnstraße ohne Parkmöglichkeiten war, sind wir einfach ins nächste Parkhaus rein und die paar Meter eben zu Fuß die kleine steile Straße runter gelaufen. Da mittlerweile die Sonne schien eine schweißtreibende Angelegenheit. Dafür war das Appartement schön und absolut zentral, direkt am Douro. In der Sonne haben wir uns von der bunten und lauten Atmosphäre der Stadt einfach treiben lassen.
Tag 20 & 21 Von Porto über Braganca wieder nach Hause.
Der nächste Morgen begann damit mitsamt aller Klamotten wieder den Berg hoch zum Parkhaus zu laufen. Nach einer kurzen Verschnaufpause steuerten wir unsere Moppeds auf direktem Weg nach Braganca - ja, wir sind tatsächlich Autobahn gefahren... :0
Am frühen Nachmittag erreichten wir die Kleinstadt im Norden, und waren froh Auto & Anhänger wohlbehalten auf dem Hotelparkplatz anzutreffen. Nach einem kleinen Mittagessen machten wir uns sogleich daran die Dominator und die F650 wieder aufzuladen und gen Heimat zu starten. Schließlich wollten wir rechtzeitig zur Geburtstagsparty unseres Freundes Manfred wieder in Köln sein - der Mann wird schließlich nur einmal 60! ;))
Abschließend kann man sagen das es eine sehr aufregende, erlebnisreiche Tour war, die trotz einiger Unpässlichkeiten sehr viele schöne Erinnerungen hinterlässt und an die wir uns noch lange erinnern werden!
Letzte Aktualisierung : 25. Januar 2023