(Anita) : Vier Uhr morgens in Deutschland: Der Wecker klingelt, und wir zweifeln daran ob die Idee mit dem Autoreisezug wirklich gut war. Aber nun sind die Karten bezahlt, und so schälen wir uns
in unsere Motorradklamotten und machen uns zu nachtschlafener Zeit auf den Weg nach Troisdorf. Wir kommen pünktlich am Sammelpunkt an, und treffen weitere Motorradfahrer. Ein lustloser
Bahmmitarbeiter gibt uns Unterlagen und Befestigungsschlaufen - was nun? Alle schauen wir wo wir sie am besten fest machen können. Hält der Kofferträger?
Dann beginnt der spannende Teil - das Verladen. Micha muss vorfahren und er muss sich tatsächlich mitsamt Helm auf den Tankrucksack legen. Jede kleinste Kopfbewegung hat einen Kontakt mit der
Wagondecke zur Folge und wird mit einem deutlich hörbaren Ton quittiert. Ich rolle langsam hinterher, fast aufrecht :-) kleine Frauen haben auch ihre Vorteile.... Erstmal auf Position geht es
ganz schnell, die Bahnleute verzurren die Bikes schnell und geschickt, wir gehen beruhigt zum Bahnsteig.
Glücklicherweise haben wir ein Abteil für uns alleine, entledigen uns unserer Klamotten und legen uns noch ein bisschen hin. In München angekommen zieht sich das Entladen hin, bei 30° . Nachdem
wir das Bahngelände verlassen haben, führt uns unser Navi zielsicher zu unserer ersten Tagesetappe - Seeon. Am nächsten Tag geht's etwas unwillig weiter - die Nacht über haben wir uns mit
„Mückenjagen" beschäftigt - nach Österreich. Unser erster Pass war dann der Sölkpass, den wir bei einsetzendem Regen überquerten.
Die Wettervorhersage versprachen nichts gutes für diese Region, also drehten wir ab Richtung Halstätter See. Von dort aus ging es auf direktem Wege zum Passo di Giao. Nach zwei weiteren Tagen voller Regenfahrten und einem Kurzabstecher nach Slowenien machten wir uns auf den Weg zum Gardasee. Hier gönnten wir uns eine Pause und konnten einige Tage die Sonne und die tolle Landschaft genießen. Aber der Regen holte uns auch hier ein, uns so fuhren wir unser nächstes Ziel, das Stilfser Joch, an. Zwischenzeitlich wurden auch noch meine Stiefel nass, da halfen nur noch Plastiktüten - und zwar in den Stiefeln :-( Dafür wurden wir in Bormio mit unserem schönsten Übernachtungsdomizil entschädigt - ein Zimmer auf zwei Ebenen...
Von hier aus starteten wir zum Stilfser Joch, es war kalt aber erstmal trocken. Je höher wir kamen umso nebliger wurde es, auf der Hälfte der Strecke konnte man den Gipfel nicht mehr sehen. Kurz vor der Passhöhe tauchten die ersten Schneefelder auf, bald darauf rieselte der Schnee auch auf uns, mit einer Sicht von 10m. Micha's Mopped bekam zu allem Überfluss ein Vergaserproblem und so ruckelte er sich hoch. Die Sevenfifty hingegen spurte wie ne Eins! Wir waren froh den Parkplatz noch zu finden, und uns im Restaurant aufwärmen zu können. Die Fahrt ins Tal gestaltete sich noch schwieriger, die Sichtverhältnisse wurden zusehends schlechter. Manche Kehre sahen wir erst als wir schon drin standen, und die uns entgegen kommenden leider auch, so dass es zwischenzeitlich echt eng wurde. Nachdem wir unbeschadet ins Tal gelangt sind haben wir erstmal Visiere und Brillen trockengelegt. Und weiter ging es Richtung Schweiz.
Hier hatten wir so richtig Glück. Wir ärgerten uns schon länger über einen Mülllaster, den wir seit geraumer Zeit vor uns hatten. Nun stellt ein LKW auf einer Landstraße für einen
Motorradfahrer ja nicht wirklich ein Hindernis dar *grins*, aber dieses kleine Bergsträßchen war derart unübersichtlich, dass ich einfach ein ungutes Gefühl hatte und mir dachte :" Warten wir
besser bis in den nächsten Ort - ist ja nur 3 Km entfernt...". In diesem Augenblick überholt ein BMW uns und den LKW. Ich weiß nicht ob er Infrarot oder Radar an Bord hatte ;-) denn es war
definitiv nichts zu sehen. Vermutlich hat er aber nach dem Prinzip :" Gestern kam auch keiner..." gehandelt...
Kurze Zeit später ging der LKW buchstäblich voll in die Eisen, schaltete die Warnblinkanlage ein und fuhr an den Fahrbahn- rand. Da wir natürlich nichts sahen, stellten wir unsere Moppeds hinter
dem LKW ab um zu schauen was los war - und da sahen wir auch schon den Grund für die Bremsaktion : Ein schwerer Unfall mit drei beteiligten PKW. Auch der BMW der uns kurz vorher überholt hatte
stand mit eingedrückter Fahrerseite im Graben. Da bekam ich mal kurz weiche Knie, denn hätten auch wir den Laster überholt, wären wir wahrscheinlich auch in den Unfall verwickelt gewesen... Als
wir dann zwei Stunden später (nach umfangreicher Rettungsaktion inkl. Rettungshubschrauber und Feuerwehr mit schwerem Gerät) weiterfahren konnten, wollten wir uns eigentlich direkt ein Zimmer
suchen. Allerdings war es nicht so leicht in der Schweiz ein freies (bezahlbares) Zimmer zu bekommen und so sind wir kurzerhand nach Osten abgebogen und wieder nach Österreich. Am nächsten Tag
ging es dann in Richtung Bodensee (mit einem Zwischenstopp in St.Moritz) und von da aus recht unauffällig nach Hause.
Letzte Aktualisierung : 25. Januar 2023